21.06.2020

„Dürfen Schwarze Blumen Malen?“

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Die Aktivistin und Bachmannpreisträgerin des Jahres 2016 Sharon Dodua Otoo hat zur Eröffnung der 44. Tage der deutschsprachigen Literatur (Video) ihre Klagenfurter Rede zur Literatur unter die Überschrift „Dürfen Schwarze Blumen Malen?“ (Text) gestellt. 

 

Auszug aus einem Beitrag der Deutschen Welle (DW) zur Literaturrede von Sharon Dodua Otoo:

"Sprache als Instrument gegen Missstände"

Zum Zeremoniell der Eröffnung gehört traditionsgemäß auch die "Klagenfurter Rede zur Literatur". Sharon Dodua Otoo, die Preisträgerin von 2016, versteht Schreiben und den Umgang mit Sprache als einen Kampf gegen gesellschaftliche Missstände. Aktueller hätte sie mit ihrem Plädoyer gegen Rassismus und Diskriminierung nicht sein können. In ihrem live und mit sympathisch lebendigen Versprechern gehaltenen Vortrag erinnerte sie an die Kämpfe um rechtliche und soziale Gleichstellung von Schwarzen weltweit. Was sie zu sagen hatte, deklarierte sie als Vorrede, Bemerkungen darüber, was es heißt, in der Diaspora "Schwarz" zu sein - und wie eine diskriminierungsfreie Sprache als notwendiger Schritt zu einer Rassismus-freien Gesellschaft aussehen müsste.

Für einen "respektvollen Umgang mit unserer gemeinsamen deutschen Sprache" gebe es "Lösungen und Angebote". "Schwarz" großzuschreiben sei keine falsche Schreibweise, als die sie beklagenswerter Weise von vielen Duden-gläubigen Redaktionen immer noch angesehen würde, sondern eine politische Selbstbezeichnung, um die Zugehörigkeit zu einer Community zu kennzeichnen. "Die Verwendung der Großbuchstaben am Anfang des Wortes kann zeigen, dass wir der Community angehören oder, wenn dem nicht so ist, dass wir uns mit der Bewegung solidarisieren. Das hat auch in deutschsprachigen Ländern Tradition."

Das Konzept "Blumen malen" steht für die Vielfalt Schwarzer Kunstschaffender

Es sei notwendig, daran zu erinnern, dass Diskriminierung existiere, und daran, dass die eigene Haltung dazu in der Wortwahl oder der Schreibweise deutlich wird. In diesem Zusammenhang ging sie auf eine Kontroverse ein, die in Deutschland seit zwei Monaten heftig geführt wird. "Mit Erstaunen verfolge ich die aktuelle Debatte um den kamerunischen Historiker und Philosophen Achille Mbembe, dem Antisemitismus und Holocaustrelativierung vorgeworfen werden. Auf der anderen Seite wirft er seinen Kritikern Rassismus vor. Mir erscheint es unabdingbar, die Kämpfe gegen Antisemitismus und Anti-Schwarzen Rassismus zusammenzudenken." Die Solidarität, die zwischen Schwarzen Communities und jüdischen Communities in Deutschland bestehe, müsse wahrnehmbarer gemacht werden.

Als Otoo nach ihren ausführlichen Kommentaren dazu, durch die Sprache für Anerkennung, Gerechtigkeit und Chancengleichheit für Schwarze Menschen zu kämpfen, endlich ihre eigentliche Rede ankündigt, fällt diese extrem kurz aus. Sie besteht nur aus zwei Sätzen, dem Titel und einer Antwort: "Dürfen Schwarze Blumen Malen? Ja. Je mehr, desto besser.""

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